Vom Coming-out...
Das „Coming out“, d.h. das Akzeptieren der eigenen Homosexualität, kann eine schwierige persönliche Phase sein. Die Feststellung, anders als das Umfeld zu sein, stellt eine Belastung dar, der besonders Jugendliche oftmals nicht gewachsen sind. Insbesondere am Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz können zusätzliche Probleme auftreten, wenn eine ablehnende Haltung wegen der Lebensweise an den Tag gelegt wird.
Dass Jugendliche davon am Arbeitsplatz betroffen sind, zeigt neben öffentlichen Artikeln die wissenschaftliche Studie „Der Mobbing- Report“. Ein „offenes“ Elternhaus, ein Arbeitgeber der andere Lebensweisen akzeptiert bzw. fördert und Hilfeangebote für betroffene Jugendliche sind eine große Hilfe, das Coming out durchzustehen. Auch ein Coming out im Polizeiberuf kann eine derartige Belastung darstellen, dass der/die Betroffene durch Fehlverhalten auffällt. Wiederholtes Fehlverhalten oder ein schwerwiegendes Fehlverhalten zieht in der Regel ein Disziplinarverfahren nach sich, was eine zusätzliche Belastung zur Folge hat.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass niemand die tatsächlichen Hintergründe kennt, der Hilfeschrei nicht erkannt und somit das Disziplinarverfahren durchgesetzt wird. Personalräte, Personaldezernate, Gleichstellungsbeauftragte, soziale Ansprechpartner (SAP’s) und viele Vorgesetzte in den Behörden haben zudem selten Kenntnisse auf diesem Gebiet. Es ergibt sich zudem eine besondere Verantwortung für die Lehrkräfte, die in der Ausbildung tätig sind.
... zum Outing
Es steht zur Disposition, ob man sich im Freundeskreis, im Familienkreis und/oder im Kollegenkreis outen will. Problematisch kann es werden, wenn man versucht die Lebensweise langfristig zu verbergen. In beruflichen Tätigkeiten die eine enge Zusammenarbeit erfordern, werden durchaus private Dinge angesprochen. So werden im Streifendienst viele Stunden zusammen verbracht, wobei private Gesprächsthemen kaum auszuschließen sind. Um seine Lebensweise zu verheimlichen, muss das tatsächliche Leben „geschönt“ werden.
So wird in Gesprächen nicht selten die Partnerin einer lesbischen Kollegin ein Mann oder der Partner eines schwulen Kollegen eine Frau. Die tatsächlich besuchten Kneipen oder Diskotheken werden verschwiegen oder andere Orte gewählt, damit ja nichts auffällt. Es wird über Jahre ein Lügengerüst aufgebaut, welches irgendwann einmal droht einzubrechen.
Hat man sich noch anderen KollegInnen gegenüber zum Teil geöffnet, weiß man vielleicht gar nicht mehr, was man wem erzählt hat. Dieses Lügengerüst kostet sehr viel Energie und erzeugt Druck. Es stellen sich Fragen wie
- kann ich mich hier outen? - Wie werden sich meine Kollegen verhalten? - habe ich dienstliche Nachteile zu erfahren? - wie oute ich mich überhaupt am Besten? - will ich mich outen?
Diesen Fragen sollte man sich stellen, statt unter der Belastung eines Tages zusammenzubrechen. In fast allen uns bekannten Fällen von Outing haben die Kolleginnen und Kollegen erfahren, dass dieser Schritt für sie richtig war. Selbst wenn andere noch hinter dem Rücken redeten, wurde es als Wohltat empfunden, nicht mehr ins Detail die Lebensweise „heterogerecht“ präsentieren zu müssen.
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