Wer wir sind

Velspol NRW e.V. ist das LSBTIQ* Netzwerk für Mitarbeitende in Polizei, Justiz und Zoll.

Wir setzen uns dafür ein, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder der geschlechtlichen Identität diskriminiert wird.

Wir wollen existierenden Vorurteilen gegenüber LSBTIQ* innerhalb und außerhalb von Polizei, Justiz und Zoll entgegenwirken.

Dies erreichen wir insbesondere durch:

  • Teilnahme an Informations- und Fortbildungsveranstaltungen
  • Präsenz zeigen in der Öffentlichkeit durch verschiedene Aktionen
  • aktive Beratung von Behörden und Kollegen zu allen LSBTIQ* Themen
  • enge Vernetzung mit Institutionen der queeren Community wie z.B. , Rubicon e.V., dem LSVD e.V. oder auch mit queeren Netzwerken benachbarter Behörden wie zum Beispiel dem Verband der Feuerwehren in NRW
  • regelmäßiger Austausch mit den Velspol Landesverbänden und dem Velspol Bundesverband
  • Teilnahmen an CSD´s
  • Unterstützung von LSBTIQ*-Beschäftigten in Polizei, Zoll und Justiz bspw. bei Diskriminierungserfahrungen, inklusive einer eventuell notwendigen Intervention bei Behörden
  • Unterstützung beim Coming out oder Transition
  • Unterstützung der Opfern anti-queerer Gewalt durch Beratung, Beistand und Information
  • Vorleben von Toleranz und Akzeptanz innerhalb und außerhalb unserer Arbeit.
  • Beratung und Schulung von Kollegen im Umgang mit queeren Menschen

Die Geschichte der Vereinsgeschichte

Unser Gründungsmitglied Volker mit einem amüsanten Blick auf die Geschichte unseres Vereins

Die Entstehung des Vereins liegt verborgen in den Nebeln grauer Vorzeit, so möchte man meinen, denn immerhin ist es weit mehr als 30 Jahre her.
Damals outeten sich Lutz Wohlan und Petra Lompa innerhalb der Polizei NRW. Mit der Nennung ihrer Namen waren sie nun ansprechbar für andere, die sich das Outen bis dahin nicht trauten. Angst vor Ausgrenzung und Diskriminierung wie auch um die Karriere waren der Grund. Die beiden waren mutig, denn sie konnten nicht wissen, wie ihr Outing ausging. Ihr Vorausgehen hat vielen anderen KollegInnen geholfen.
Die fanden sich zu einer Gruppe zusammen und nannten sich Arbeitskreis Lesben und Schwule in der Polizei, AlsPOL NRW. Man traf sich regelmäßig im Düsseldorfer Café Rosa, die Frauen waren damals in der Mehrheit. Die Stimmung war gut, es wurde viel erzählt und gelacht, den Leidensdruck
einzelner fing die Gruppe gut auf. Doch vor allem den männlichen Kollegen war das nicht genug, sie wollten die Öffentlichkeit und vor allen Dingen das Bewusstsein der Polizeiführung erreichen und ändern. Briefe wurden formuliert und diskutiert, Strategien überlegt und Kontakte geknüpft.
Es wurde viel gestritten, viel zu viel. In einer Gruppe kann man keinen Brief verfassen, da diskutiert man sich zu Tode. Nun, das mit den Briefen wurde besser.
Als es um ein Vereinslogo ging, wurde leidenschaftlich über die Farben diskutiert, man war ja auch Ästhet. Dann ging es um eine Vereinssatzung, die so gestaltet werden sollte, dass auf keinen Fall der zukünftige Verein während
einer Hauptversammlung von einer Mehrheit heterosexueller Kollegen, die sich gemeinerweise einschreiben würden, feindlich übernommen werden konnte. Klingt nach Paranoia, war es sicher auch, aber irgendwie waren diese Gedanken wohl begründet und berichten heute von der allgemeinen Stimmung damals. Natürlich ist die Situation so auch nie eingetreten, nicht mal ansatzweise.
Über die sachorientierten Diskussionen machten sich mit der Zeit leider die meisten Kolleginnen rar, denen es offensichtlich mehr darum gehen, sich sozial zu vernetzen, als dem Minister einen Brief zu schreiben. Vielleicht lag auch zu viel Testosteron in der Luft.
Dass das soziale Miteinander unter der Sacharbeit und den leidenschaftlichen Diskussionen litt, hatten die Kollegen zu spät erkannt. Trotzdem gewann der Verein an Mitgliedern, auch wenn die regelmäßigen Treffen nicht mehr ganz so gut besucht waren. NRW ist ein Flächenstaat, Entfernungen sind groß.

Aus dem Alspol NRW e.V. wurde bald der VelsPol NRW e.V. (Verein für lesbische und schwule Polizeibedienstete) mit Sitz in Köln. Die Vereinssatzung machte deutlich, dass sich trotz des exklusiv klingenden Namens alle Formen queerer Orientierungen vertreten fühlen konnten. Der Begriff queer
war damals nicht en vogue.
Der Verein organisierte landes- und bundesweite Treffen und Fachtagungen, gerne im abgelegenen Schlösschen Gimborn im Bergischen Land. Unvergessen der Besuch des Polizeipräsident Rothers, der
in einer berührenden Ansprache auch den TeilnehmerInnen des Bundes und anderer Bundesländer, in denen es damals noch keine Interessenvertretung, dafür aber Diskriminierungserfahrungen gab, Mut machte. Die Positionierung der Kölner Polizeipräsidenten, vor Rothers und nach ihm, schwankte
von kaltem Desinteresse und der Weigerung jedweder Zusammenarbeit bis zur Unterstützung, wo es dem Außenbild der Behörde diente. Leicht hat es diese Behörde diesem Verein nie gemacht.

„Gewalttätige, Geisteskranke, Homosexuelle und Menschen mit ansteckenden Krankheiten sind in Einzelzellen zu verwahren.“

So lautete ein Passus der Gewahrsamsordnung des Landes NRW noch im Jahr 1999. Diese Formulierung hat der Verein ggü. dem Ministerium moniert. Die Korrespondenz mit diesem Hohen Haus war immer von einer ganz speziellen Güte. Oft wurde nicht sofort geantwortet, sondern erst im zweiten oder dritten Anlauf. Dann aber stets haarscharf an der Sache vorbei, als hätten die
ministerialen Korrespondenzpartner nicht verstanden, worum es ging. Doch das war ganz sicher nicht der Fall, der VelsPol NRW e.V. sendete klare Botschaften. Im Ministerium ging es immer ums Wegwedeln lästiger Fliegen, ums unter-den-Tisch-kehren unangenehmer Sachverhalte.
Im Fall der Gewahrsamsordnung wurde der VelsPol NRW e.V. auf das folgende Jahr vertröstet, da diese innerhalb eines Gesetzespaketes sowieso geändert werden sollte.
Das hat der Verein dann so nicht mitgemacht und mit der Presse gedroht. Leider war das oft der einzige Weg, das Ministerium dazu zu bewegen, den Verein und seine Anliegen ernst zu nehmen. Freundlich und verhalten mit dem
Dienstherren Sachverhalte klären zu wollen, hatte sich nie ausgezahlt. Je sperriger und lauter der Verein wurde, desto eher erreichte er sein Ziel.

Unvergessen auch der Termin mit dem Innenminister Wolf.
Ein MdL der FDP hatte dem Vereinsvorstand den Zugang zum Innenminister verschafft, die Partei wollte wohl auf dem Sektor der sexuellen Orientierung das Profil schärfen. Beim Warten auf den Einlass, die Sekretärin schenkte
Kaffee aus, kam die Sprache auf die Schönheit des ministerialen Porzellans. Das sollte nämlich ausgetauscht werden.
Polizisten, die mit des Ministers Sekretärin über Kaffeetassen diskutieren,
ungewöhnlich, doch bei schwulen Polizisten drückt man sicher ein Auge zu. Mann war wieder mal
Ästhet. Das Gespräch mit dem Innenminister verlief dann weniger launig, denn als der IM davon sprach, dass er beamtenrechtliche Gesetzesänderung in Sachen Homoehe in einem Paket mit ganz anderen Gesetzen quasi verstecken wollte, dieses Paket aber noch auf sich warten ließ, wurde der Verfasser dieses Textes laut und zeigte sich ungehalten, immerhin ging es um Lebenssachverhalte die keine Politiktaktik vertrugen. Aus war es mit der wohl erwarteten Servilität.
Und Zack!, der lauten Stimme folgte das vorzeitige Ende des Gesprächs.

Im Laufe der Jahre verloren wir zwei Mitglieder durch Suizid an die Depression. Im Nachhinein ist schwer zu sagen, inwieweit das Liebesleben, nicht erfüllte Karriereträume oder andere Beweggründe dazu führten. Wer aber diese beiden kannte, hatte verstanden, dass ihr Tod ohne ihre sexuelle
Orientierung so nicht denkbar gewesen war.

Und trotzdem, der Verein war und ist für zahlreiche Kolleginnen und Kollegen ein Netz beim Hochseilakt des Outens oder bei Problemen mit KollegInnen und Behörden.
Und im Verbund mit all den anderen menschenrechtsaktivistischen Vereinen und Gruppe ist der VelsPol NRW e.V. ein unverzichtbarer Pflasterstein für den ebenen Weg zu einer vorurteilsfreien, diskriminierungsfreien Welt. Noch ist dieser Weg eine Baustelle. Neue Ressentiments ziehen auf, alte Feindbilder werden wieder zum Leben erweckt. Nicht nur von rechten Gruppen werden z.b die Teilnahmen queerer Polizeibediensteter an CSDs bekämpft, bis hin zum persönlichen Angriff, auch die Antifa und ihr Nahestehende versuchen alles, um PolizistInnen die Wahrnehmung des Menschenrechts auf Demonstration zu erschweren.
Extremismus, egal aus welchem Lager, scheint sich bei der Bekämpfung von Minderheiten stets einig zu sein.

Zum Schluss noch die Liste der Vereinserfolge:

Erlassgemäße Mitarbeit bei der Anti-Gewalt-Kampagne „Liebe verdient Respekt“ des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen.

Änderung der Passage der Gewahrsamsordnung der Polizei NRW. Dieser Passus wurde aufgrund der Intervention des VelsPol NRW e.V. gestrichen.

Die vom VelsPol NRW e.V. initiierte Gründung eines Bundesverbandes VelsPol Deutschland e.V. in Gimborn.

Die Gewinnung von „AnsprechpartnerInnen für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ in den Polizeibehörden.

Die Standardisierung der Anforderungen für die „AnsprechpartnerInnen für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“.

Die Aufdeckung der Möglichkeit, in Polizeicomputern die Homosexualität von Zeugen, Opfern und Tätern straftatenunabhängig suchfähig zu speichern. Diese so genannten „Rosa Listen“ wurden danach abgeschafft.

Infolge der durch den Verband veranstalteten Seminare kam es ab 2004 zum Aufbau einer Gruppe
lesbisch/schwuler Polizistinnen und Polizisten in Österreich, die sich 2007 in Wien zum Verein
„Gaycops Austria“ zusammenschlossen. Inzwischen leider 2021 aufgelöst.